ORGANSPENDE: UNZUREICHENDE MASSNAHMEN MÜSSEN AUF DEN PRÜFSTAND
Dringender Handlungsbedarf für die Politik


9.11.2021 - Die Situation bei der Organspende in Deutschland ist unverändert schlecht. In einem offenen Brief fordern verschiedene Initiativen die Politik auf, weitere Maßnahmen auf den Weg zu bringen, um das Sterben auf der Warteliste zu beenden. Sie kritisieren die bisher verabschiedeten Gesetze als unzureichend. „Die Zahl der postmortalen Organspenden ist weiter zurückgegangen. Basierend auf den Erfahrungen anderer Länder ist zu befürchten, dass auch das geplante Organspende-Register die Situation nicht wesentlich verbessern wird“, sagt Mario Rosa-Bian von der I.G. Niere NRW. 


Weiterer Zeitverzug für Betroffene nicht hinnehmbar

„Für die Betroffenen ist ein weiterer Zeitverzug nicht hinnehmbar“, betont Zazie Knepper von der Initiative „Menschen auf der Warteliste bei Eurotransplant“. „Mehr als 9.500 PatientInnen warten auf ein Spenderorgan, davon 7.400 auf eine Niere. Die Wartezeit auf eine Niere beträgt in Deutschland mittlerweile 8 bis 11 Jahre. In anderen Ländern sind es weniger als vier“. 


Forderungen an die neue Regierung

Die Initiative hat an die Abgeordneten im Rahmen der Koalitionsverhandlungen im Bereich Gesundheit folgende Forderungen: 


1. Evaluation der verabschiedeten Gesetze. Das 2019 verabschiedete „Gesetz zur Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der Organspende“ habe bisher nicht zu einer Trendwende geführt. Es sei zu befürchten, dass auch das 2020 verabschiedete „Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende“ die Situation nicht wesentlich verbessern wird. Daher müssten beide Gesetze in der neuen Legislaturperiode evaluiert, angepasst und ergänzt werden. 

2. Rahmenbedingungen an Pandemie
 anpassen. Um die anhaltend schlechten Zahlen zu relativieren, werde vielfach auf die Corona-Pandemie hingewiesen. Dies sei als Begründung inakzeptabel. Die Verfasser weisen darauf hin, dass sich das Problem durch die Pandemie noch weiter zuspitzen werde, da die Zahl der PatientInnen mit bleibenden Organschäden, besonders an den Nieren, infolge einer Covid-Erkrankung zunehmen wird. 


3. Transparenz hinsichtlich des Online-Registers
. Die Initiativen gehen davon aus, dass das beschlossene Online-Register den Notstand nicht wirksam und schon gar nicht kurzfristig beheben werde. In der Schweiz habe sich gut ein Jahr nach der Initiierung des Registers gerade einmal 1% der Bevölkerung eingetragen. Gefordert werden transparente Informationen, wie die Abläufe in Deutschland konkret ausgestaltet werden sollen. 

4. Opt-out-Regelung, wie in den meisten europäischen Ländern. Die Verfasser weisen darauf hin, dass sich die Abgeordneten mit der Ablehnung einer doppelten Widerspruchregelung im Januar 2020 über die mehrheitliche Überzeugung der Bevölkerung, der Empfehlung der Ärzteschaft und medizinischer Fachgesellschaften hinweggesetzt haben. Die jüngsten Ergebnisse im Rahmen der Abstimmung21 bestätigten erneut: 70% sprachen sich für eine Widerspruchsregelung aus. 

5. Perspektivisch europäische Regelung.
 Die Abgeordneten werden aufgefordert, die Initiative für eine gesamteuropäische, solidarische Regelung der Organspende zu ergreifen. Dann wären PatientInnen in Deutschland nicht mehr auf andere Länder angewiesen, in denen die Organspende erfolgreicher geregelt ist


Zum vollständigen Brief:


Initiative ProTransplant
https://www.pro-transplant.de


Quelle:
https://www.presseportal.de/pm/159855/5068260

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