3.3.2022 - Die Europäische Allianz für Nierengesundheit (European Kidney Health Alliance; EKHA) hat deutlich mehr Anstrengungen zur Bekämpfung chronischer Nierenerkrankungen (Chronic Kidney Diseases; CKD) in der Europäischen Union (EU) und einen europäischen Aktionsplan gefordert.
In Europa leiden 100 Millionen Menschen an einer CKD. Von diesen PatientInnen haben mindestens 10% eine seltene Nierenerkrankung, für die es keine spezifische Behandlung gibt. Schätzungen zufolge werden CKD bis 2040 weltweit die fünfthäufigste Todesursache sein. CKD ist aber auch ein Kostenfaktor. Die Gesamtkosten sind verglichen mit Krebs und Diabetes mindestens genauso hoch oder sogar noch höher. Die Hämodialyse in Zentren ist die häufigste Behandlungsoption, obwohl sie die höchsten Kosten verursacht. Um die Situation nachhaltig zu verbessern, empfiehlt die EKHA folgende Maßnahmen:
1. Bessere Vorbeugung von CKD und bei bestehender CKD bestmögliche Verzögerung des Fortschreitens.
Hier geht es darum lebensstilbedingte Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes zu verringern oder zu vermeiden. Bei Hochrisikogruppen sollen Vorsorgeuntersuchungen gefördert werden.
2. Verbesserter Zugang zu Behandlungsmöglichkeiten und Intensivierung der Therapieforschung
Die Nierentransplantation ist im Hinblick auf Lebenserwartung, Lebensqualität und Kosten die beste Behandlungsoption im Vergleich zur Dialyse.
Für Patienten, die nicht transplantiert werden können, ist die Heimdialyse vorteilhafter als eine Zentrumsdialyse. Der Zugang zu diesen Optionen ist jedoch innerhalb der EU unterschiedlich, was zu Ungleichheiten bei der Versorgung führt. Insbesondere in Mittel- und Osteuropa gibt es Defizite. Darüber hinaus hat sich die Behandlung von Nierenversagen in den letzten 50 Jahren nicht wesentlich verändert und ist für die PatientInnen nach wie vor sehr belastend. Es gibt keine vergleichbaren Fortschritte wie bei Krebs, HIV, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes.
Im Gegensatz zu den USA gibt es in Europa kaum Engagement und Mittel, ermutigende Ansätze wie etwa mobile oder implantierbare künstlicher Nieren oder die Xenotransplantation zu unterstützen.
Empfehlungen
3. Bessere Wahrnehmung der besonderen Gefährdung und Belastung der PatientInnen in der Pandemie
PatientInnen mit CKD sind besonders stark von COVID-19 betroffen. Die Sterblichkeitsraten bei COVID-19-Patienten sind besorgniserregend: 20% bei nierentransplantierten Patienten und 21% bei Dialysepatienten. Darüber hinaus ist die Wirksamkeit der Impfstoffe insbesondere bei Transplantationspatienten sehr gering. Zudem haben die Risiken, die Isolation und die manchmal vagen Empfehlungen der Behörden das soziale, familiäre und berufliche Leben sowie die psychische Gesundheit nierenkranker Menschen stark beeinträchtigt.
Empfehlungen
4. Förderung der „grünen Dialyse“
Alle CKD-Behandlungen haben einen beträchtlichen CO2-Fußabdruck und verursachen eine erhebliche Umweltbelastung. Darüber hinaus erzeugt die Dialyse viel Plastikmüll und verbraucht riesige Mengen an Wasser, weltweit mehr als 169 Milliarden Liter pro Jahr.
Empfehlungen